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Kniegelenk

Die Funktion des Kniegelenkes basiert auf einem komplexen Zusammenwirken von Knochen, Knorpel, Menisken, Bändern, Sehnen und Muskeln. Störungen in einer dieser Strukturen können zu einem instabilen und/oder schmerzhaften Kniegelenk führen.

Sportverletzungen am Kniegelenk können sowohl Ursache eines Unfalls (traumatisch), als auch Auswirkung andauernder Überlastung sein (chronisch). Traumatische Verletzungen betreffen in der Regel die Bänder (z.B. Kreuzbandriss) und die Menisken (z.B. Meniskusriss). Chronische Schädigungen betreffen v.a. den Knorpel, welcher durch andauernde Überlastung ausgedünnt sein kann (beginnende Arthrose = Gelenkverschleiß).

Die Behandlungsschwerpunkte unserer Abteilung am Kniegelenk sind Bänderrisse, Meniskusverletzungen, Knorpelschäden, Gelenkverschleiß (Arthrose) und Fehlstellungen der Beine. Zudem werden sämtliche Verletzungen rund um die Kniescheibe abgedeckt.

Viele der in unserer Abteilung angebotenen Knieoperationen werden arthroskopisch durchgeführt. Hierbei werden nur kleine Schnitte benötigt (sog. Schlüsselloch-Technik) und eine Kamera ins Kniegelenk eingeführt (Abb. 1).

Abb. 1: Arthroskopie des Kniegelenks. Auf dem linken Bild ist zu sehen wie eine Kamera ins Kniegelenk eingebracht wird. Das rechte Bild zeigt eine arthroskopische Aufnahme wie sie auf Monitoren im OP-Saal zu sehen ist.

Bänderrisse

Die Hauptfunktion von Bändern ist die Stabilisierung des Kniegelenkes. Ein Riss eines oder mehrerer Bänder führt daher zu einem instabilen Kniegelenk, was den Patienten an der Ausübung sportlicher Tätigkeiten hindert. Langfristig führt ein instabiles Kniegelenk auch zu einer Fehlbelastung von Knorpel und Meniskus, wodurch diese Strukturen geschädigt werden können.

Ein gerissenes vorderes Kreuzband heilt meist nicht wieder zusammen, sodass bei aktiven Patienten in der Regel ein Ersatz dieses Bandes empfohlen wird. Zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes werden in unserer Abteilung Kniebeugesehnen (die Sehnen des Musculus semitendinosus und Musculus gracilis) bevorzugt verwendet (Abb. 2), welche über Bohrkanäle im Ober- und Unterschenkel ins Kniegelenk eingezogen werden (Abb. 3).

Ein Riss des hinteren Kreuzbandes kann zu einem frühen Zeitpunkt häufig auch ohne Operation behandelt werden. Durch spezielle Schienen, welche für mindestens 12 Wochen getragen werden müssen, wird hierbei versucht, die beiden Enden des Bandes aneinander zu führen, sodass diese wieder Zusammenwachsen können.

Liegt der Riss schon länger zurück oder wenn die Schienenbehandlung nicht zu einer ausreichenden Stabilität geführt hat, wird ähnlich wie beim vorderen Kreuzband das Band durch körpereigene Sehnen (i.d.R. Kniebeugesehnen) arthroskopisch ersetzt. Insgesamt ist der Ersatz des hinteren Kreuzbandes technisch schwieriger als der Ersatz des vorderen Kreuzbandes und auch die Nachbehandlung langwieriger.

Ein Riss des Innenbandes muss häufig nicht operiert werden. Meist heilt dieser durch das Tragen einer Schiene für 6 Wochen aus.

Risse des Außenbandes müssen dagegen häufig operiert werden. Je nach Lokalisation und Schweregrad des Risses wird das Band genäht, über kleine Knochenanker am Ober- bzw. Unterschenkel angenäht oder mit einer körpereigenen Sehne ersetzt (Abb. 5).

Komplexe Bandverletzungen, z.B. Zerreißungen von mehreren Bändern oder erneute Verletzungen nach Bandrekonstruktionen, sind ein weiterer Schwerpunkt unserer Abteilung. Hierbei handelt es sich um schwere Verletzungen und teilweise können nicht alle Bänder in einer Operation gleichzeitig ersetzt werden. In bestimmten Fällen müssen auch Sehnen am gesunden Kniegelenk entnommen werden und der Bandersatz mit einer Beinachsenkorrektur kombiniert werden.


Abb. 2: Zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes vorbereitete Sehnentransplantate (körpereigene Kniebeugesehnen).


Abb. 3: Linkes Bild: Intaktes vorderes Kreuzband; Mittleres Bild: gerissenes vorderes Kreuzband; Rechtes Bild: Mit körpereigenen Kniebeugesehnen ersetztes vorderes Kreuzband.


Abb. 4: Linkes Bild: Intaktes hinteres Kreuzband; Rechtes Bild: Mit körpereigenen Kniebeugesehnen ersetztes hinteres Kreuzband.


Abb. 5: Mit einer körpereigenen Sehne ersetztes Außenband.

Meniskusverletzungen

Die beiden Menisken (Innen- und Außenmeniskus) übernehmen eine wichtige Funktion bei der Lastübertragung des Kniegelenkes. Kommt es zu einem Verlust von Meniskusgewebe, erhöht sich der Druck auf den Knorpel, wodurch dieser langfristig geschädigt wird und sich eine Arthrose (Gelenkverschleiß) bilden kann.

Meniskusrisse machen sich in der Regel durch Schmerzen bei Belastung (z.B. Drehbewegungen) bemerkbar. Um die Funktion des Meniskus zu erhalten, wird versucht, diesen in einer arthroskopischen Operation wieder zu nähen (Abb. 6). Jedoch erlaubt nicht jeder Riss eine Naht, sodass in bestimmten Fällen eine Teilentfernung des Meniskus notwendig wird (Abb. 7). Eine Teilentfernung wird immer so sparsam wie möglich durchgeführt.

Musste in einer vorangegangenen Operation ein Großteil des Meniskus entfernt werden, kann in bestimmten Fällen zum langfristigen Schutz des Gelenkknorpels insbesondere bei jungen Patienten die Implantation eines Ersatzmeniskus erwogen werden (Abb. 8).


Abb. 6: Arthroskopische Meniskus-Naht.


Abb. 7: Arthroskopische Meniskus-Teilentfernung.


Abb. 8: Linkes Bild: Nur noch im Randbereich vorhandener Meniskus; Rechtes Bild: Kniegelenk nach Implantation eines Ersatzmeniskus aus Kollagen.

Knorpelschäden und Arthrose

Informationen zur Behandlung von Knorpelschäden und Arthrose.

Fehlstellungen

Beim Stehen oder Gehen verläuft die Belastung des Kniegelenkes entlang einer Linie durch den Hüftkopf und das Sprunggelenk (sog. Belastungsachse). Bei einem geraden Bein ohne Fehlstellung schneidet diese Linie das Kniegelenk genau in der Mitte.
Bei einem O-Bein verläuft die Belastungsachse durch den inneren Anteil des Kniegelenkes (Abb. 9). Auf Dauer kann dies zu einer Überlastung mit Schmerzen und zu einem Knorpelverschleiß (Arthrose) führen. Bei einem X-Bein kommt es entsprechend zu einer Überlastung des äußeren Anteils des Kniegelenkes.

Bei Fehlstellungen kann eine sog. Umstellungsoperation durchgeführt werden. Hierbei wird über einen Sägeschnitt im Knochen die Ausrichtung des Beins korrigiert, sodass der beschädigte Anteil des Gelenks entlastet wird (Abb. 10).

Je nachdem ob die Fehlstellung im Ober- oder Unterschenkel ihren Ursprung hat, wird der Sägeschnitt auch entsprechend am Unter- oder Oberschenkel durchgeführt. Bei einem O-Bein erfolgt die Korrektur meist am Unterschenkel, bei einem X-Bein meist am Oberschenkel.

Nach der Korrektur muss der Knochen wie bei einem Knochenbruch zunächst über eine Platte stabilisiert werden, welche nach ca. einem Jahr wieder entfernt werden kann (Abb. 11).


Abb. 9: Belastung des Kniegelenkes bei einem O-Bein. Die rote Linie beschreibt die Belastungsachse, welche vom Hüftkopf zum Sprunggelenk verläuft. Diese schneidet das Kniegelenk bei einem O-Bein im inneren Anteil des Kniegelenkes.


Abb. 10: Linkes Bild: Die rote Linie zeigt die Belastungsachse vor dem Sägeschnitt. Diese verläuft durch den inneren Anteil des Kniegelenks; Rechtes Bild: Die grüne Linie zeigt die Belastungsachse nach dem Sägeschnitt und anschließender Korrektur der Beinachse. Die Belastung verläuft nun deutlich weiter außen, sodass der geschädigte innere Anteil des Gelenkes entlastet wird.


Abb. 11: Röntgenbild nach einer Umstellungsoperation am Unterschenkel bei einem O-Bein. Der Sägeschnitt wurde durch eine Platte aus einem Carboncompound-Material stabilisiert.

Verletzungen der Kniescheibe

Die häufigsten Erkrankungsbilder der Kniescheibe, welche in unserer Abteilung behandelt werden, sind Instabilitäten (wiederkehrendes Ausrenken der Kniescheibe), Knorpelschäden und Verschleiß (Arthrose).

Nach einer Ausrenkung der Kniescheibe (sog. Patellaluxation) kommt es meist zu einer Instabilität der Kniescheibe, wobei diese immer wieder „herausspringt“. Neben einer hierdurch deutlichen Einschränkung für den Patienten beim Sport oder auch im Alltag kommt es zu einer zunehmenden Schädigung des Knorpels. Insbesondere bei jüngeren Patienten wird daher eine operative Stabilisierung der Kniescheibe empfohlen. Die häufigste Operationsmethode ist hierbei der Ersatz des Haltebandes der Kniescheibe (sog. mediales patellofemorales Ligament) mit einer körpereigenen Sehne (Sehne des Musculus Gracilis) (Abb. 12).

Nicht selten liegen jedoch noch andere Faktoren vor, welche eine Instabilität der Kniescheibe begünstigen. Hierzu gehört z.B. ein X-Bein, ein Drehfehler des Oberschenkels oder eine zu flache Gleitrinne am Oberschenkel. Je nachdem wie ausgeprägt diese begleitenden Faktoren sind, müssen diese eventuell ebenfalls behandelt werden (Umstellungsoperation, Vertiefung der Gleitrinne).

Knorpelschäden der Kniescheibe werden identisch zu anderen Knorpelschäden behandelt. Nähere Informationen zur Behandlung von Knorpelschäden.

Über besondere Erfahrung verfügt unsere Abteilung beim Teilersatz des Kniescheiben-Gelenks. Dies wird dann notwendig, wenn bereits ein fortgeschrittener Verschleiß des Gelenkknorpels vorliegt und biologische Verfahren, wie z.B. eine Knorpelzelltransplantation nicht mehr möglich sind. In diesem Fall wird der geschädigte Bereich durch eine spezielle Mini-Prothese, welche von unserer Abteilung mitentwickelt wurde, ersetzt (Abb. 13).


Abb. 12: Stabilisierung der Kniescheibe durch Ersatz des Haltebandes der Kniescheibe mit einer körpereigenen Sehne.


Abb. 13: Röntgenaufnahmen nach einem Teilersatz des Kniescheibengelenkes mit einer Mini-Prothese..